Zum Weltkiffertag: Drogenbeauftragte Ludwig zieht vom Leder

Daniela Ludwig
Daniela Ludwig

Pünktlich zum Weltkiffertag am 20. April meldete sich Drogenbeauftragte Daniela Ludwig mit einer Botschaft an alle Cannabiskonsumenten zurück. Der Inhalt dieser Botschaft hatte einmal mehr das Zeug dazu, nicht nur allen Cannabisfreuden, sondern auch denen, die sich aus anderen Gründen mit der Materie auskennen, die Stimmung gründlich zu vermiesen. Mit Rücksicht auf den gestrigen 420-Day berichten wir deshalb erst heute über diese Äußerungen.

Im Grunde handelt es sich mal wieder um ein Potpourri von altbekannten Prohibitionsargumenten, gemixt mit der ein oder anderen Respektlosigkeit und veredelt mit dem Extra-Schuss Ignoranz. Da wird die Frage nach der Chance auf eine zukünftige Legalisierung mit einem süffisanten „Ich muss die Szene leider enttäuschen“ abgeschmettert, ganz so als handle es sich bei der Gesamtheit der deutschen Cannabiskonsumenten um ein kleines Häufchen Verwirrter. Wir wollen nicht abstreiten, dass diese Verwirrten existieren, in Anbetracht einer geschätzten Konsumentenzahl von etwa vier bis fünf Millionen Bundesbürgern (die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen) und der Tatsache, dass auch die Cannabispatienten mindestens auf indirektem Wege von einer Freigabe profitieren könnten, hinterlässt der verwendete Begriff „Szene“ hier einen mehr als faden Beigeschmack.

Das Ziel solcher Äußerungen ist klar: dem unbedarften Leser soll klar gemacht werden, dass man eine handvoll Spinner nicht so ernstnehmen muss. Leider versäumt es Interviewer Hasso Suliak (nicht nur an dieser Stelle) kritisch nachzuhaken, sondern leitet einfach zur nächsten Frage über. Im weiteren Verlauf diskreditiert sich der Möchtegern-Journalist vollends, indem er im Zusammenhang erhöhter THC-Gehalte davon spricht, dass beim „medizinischen Cannabis der THC-Gehalt wesentlich geringer“ sei. Diese völlig aus der Luft gegriffene Äußerung, die jeder faktischen Grundlage entbehrt, bleibt seitens Ludwig vollkommen unkommentiert und offenbart eklatante fachliche Wissenslücken. Auch der Zusammenhang zwischen Legalisierung, sozialer Akzeptanz und Prävention wird ignoriert, stattdessen wird einmal mehr das Modell aus Repression und Vorbeugung, das schon die letzten Hundert Jahre nicht besonders gut funktioniert hat, propagiert.

Ludwig lässt es sich natürlich auch nicht nehmen, auf ihr neues Lieblingsthema, die im Vergleich zum Bundesdurchschnitt erhöhte „Geringe Menge“ in Berlin, einzugehen: eine Regelung, die bei den Bürgern offenbar zu einer Verkennung der bundesdeutschen Gesetzeslage führe. Ludwig spricht es nicht aus, doch der mitschwingende Subtext ist klar. Ihr Rundumschlag endet beim Thema Kanada, dessen Freigabemodell genutzt wird, um gegen eine Legalisierung an sich zu wettern, schließlich kauften noch immer viele Kanadier ihr Weed auf der Straße. Dass andererseits eine große Zahl von Konsumenten dies aber nicht mehr tut, davon schweigt Ludwig lieber. Davon, dass ein derart ausufernder Eingriff in eine Volkswirschaft auch einfach Zeit braucht, um sich einzuspielen, hört man ebenfalls kein Wort. Auch, dass Holland mit seinem, (ganz sicher nicht optimalen) Freigabe-System schon vor Jahrzehnten den Straßenhandel deutlich in den Hintergrund drängen konnte, bleibt unerwähnt.

Sicher, eine Legalisierung funktioniert nur so gut wie das im Einzelfall verwendete Modell, doch ist das natürlich kein stichhaltiges Argument gegen das Anliegen selbst. Insgesamt wird einmal mehr deutlich: es findet überhaupt keine Diskussion statt, hier wird lediglich der CSU-Politikerin eine Plattform geboten, um Werbung für ihre veralteten Standpunkte zu machen.

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