Growreport: Wappa von Paradise Seeds

Wappa-Stecklinge von Paradise Seeds

In zahlreichen Highway-Ausgaben hat unser Autor Mr. José seinen Ruf als Spezialist fürs Growen unter Beweis gestellt und seine Gedanken zu den verschiedensten Aspekten des Anbaus mit den Lesern geteilt. Im vorliegenden Artikel soll jedoch nicht eine bestimmte Thematik des Cannabisanbaus betrachtet werden, sondern eine bestimmte Sorte – und zwar der Strain Wappa von Paradise Seeds, der durch Mr. José vom Samen bis zur Ernte begleitet und auf Herz und Nieren (beziehungsweise Blüte und Harz) geprüft wurde.

Der Strain Wappa ist angeblich aus der Sorte Sweet Skunk gezüchtet worden. Es handelt sich dabei um eine 60-prozentige Indica- und dementsprechend um eine 40-prozentige Sativa-Sorte. Paradise Seeds hat sie als eine ertragreiche und beim Züchten anspruchslose Sorte beschrieben. Weil Wappa schon mehrere Auszeichnungen erhalten hat, fiel die Wahl für den nachfolgend beschriebenen Indoor-Grow auf diese Sorte – inzwischen ist auch schon eine Automatik-Variante erschienen, die in diesem Test allerdings nicht berücksichtigt wurde.

Für diesen Growreport wurde folgendes Setting benutzt:

  • Samen 16 feminisierte Samen Wappa von Paradise Seeds
  • Growbox HOMEbox Evolution 1,2 m²
  • Zuchtsystem growSYSTEM AIR-POT 1.2 (für 1,2-m²-Boxen)
  • Reflektor Adjust-A-Wing Defender medium
  • Vorschaltgerät Lumatek 600 W, dimmbar
  • Entladungslampe GIB Lighting Growth Spectre MH 600 W
  • Entladungslampe für Blüte GIB Lighting Flower Spectre XTreme Output HPS 600 W
  • Dünger Advanced Hydroponics of Holland zusammen mit einem Additiv derselben Marke
  • Medium Eine Mischung aus mit Trichoderma und Perlit angereichertem Kokos (Verhältnis 1 zu 1, insgesamt 48 Liter)
  • Membranbefeuchter Ein älteres 1-Liter-Modell, das schon länger nicht mehr hergestellt wird
  • Belüftung Ventilatoren und Belüftungstechnik von Flohmärkten

Die in der Liste ersichtliche Zusammenstellung der unterschiedlichen „Zutaten“ für den Grow hat sich auch bei anderen Grows bewährt. Es ist hilfreich, immer die gleiche Zusammenstellung zu benutzen, um so den Unterschied zwischen den einzelnen Sorten besser erkennen zu können. Die Bedingungen bezüglich Wachstum und Blüte sind dann sozusagen identisch. Zusammen mit den Sorten selbst wird somit auch gleichzeitig die Beständigkeit des Growsystems unter herkömmlichen Bedingungen getestet. An dieser Stelle sollte der Vorteil des gewählten Systems mit den AIR-POT-Töpfen hervorgehoben werden, da diese leicht sauber gehalten werden können und dank der Aluminiumkonstruktion nicht deformiert werden. Die Entladungslampen liefen schon den dritten Zyklus hintereinander und das ohne Schwierigkeiten. Für den Wachstum wurde eine Halogenlampe und für die Blüte eine Natriumdampflampe (NDL) genutzt.

An dieser Stelle soll auf eine Angelegenheit hingewiesen werden, die den Gebrauch von Halogenlampen während der Wachstumsphase betrifft. Manche Grower, die es gewohnt sind, während des kompletten Grows eine Natriumdampflampe zu benutzen, könnten von der Halogenlampe überrascht werden. Denn auch wenn diese für das Wachstum bestimmt ist, wachsen die Pflanzen darunter in der Wachstumsphase langsamer als unter einer Natriumdampflampe. Oft denken die Leute, dass wenn die Halogenlampe für das Wachstum bestimmt ist, die Pflanzen schneller wachsen sollten. Allerdings trifft das Gegenteil zu und beim Gebrauch der Halogenlampe kann sich die Wachstumsphase sogar verlängern. Belohnung sind allerdings größere und stabilere Pflanzen, denn das Lichtspektrum dieser Lampen unterstützt die Bildung von starken Stängeln, Seitensprossen und riesigen Blättern.

Keimen und Anpflanzen

Weil Wappa in Packungsgrößen zu drei, fünf und zehn Samen angeboten wird, wurden zwei Packungen mit jeweils zehn Stück gewählt. Zuerst wurden die Samen 24 Stunden in gewöhnlichem Wasser eingeweicht. In diesem Zeitraum sind bereits vier von ihnen aufgekeimt. Das war ein Zeichen dafür, dass die Samen in einer guten Verfassung sind, und daher wurden sie direkt in Torfrollen gesät. Die Samen hatten eine Keimfähigkeit von 100 Prozent und da dieser Grow auf 16 Pflanzen ausgelegt war, konnten also vier der Setzlinge noch in einem anderen System benutzt werden. Nach dem Aufkeimen wurden die Pflanzen noch in kleinere Blumentöpfe umgesetzt und erst nach einer Woche in die AIR-POTs eingepflanzt. Dieser Zwischenschritt sollte allerdings eigentlich besser übersprungen werden. Denn es ist immer besser, die Pflanzen so wenig wie möglich durch Umpflanzen zu belasten. Unter normalen Umständen würde man die Torfrollen mit den Setzlingen direkt in das System einpflanzen. Wegen technischer Probleme konnte in der Growbox jedoch zunächst nicht das optimale Klima hergestellt werden und daher wurden die kleinen Setzlinge zuerst in die Pflanzentöpfe eingepflanzt, die in eine kleinere und besser platzierte Box für Klone passten, wo sie bis zur Beseitigung des Mangels ausharren mussten.

Nach dem Einpflanzen in das System

Nach 20 Tagen seit dem Keimen wurden die Pflänzchen dann in das vorbereitete System umgesetzt und weil sie schon einen schönen Wurzelballen hatten, wurde die automatische Bewässerung angeschlossen. Die Probleme mit der Beheizung hatten fünf Tage gekostet, aber es ging leider nicht anders. Das Ziel des Grows war aber auch nicht ein revolutionär schnelles Züchten. Beim Züchten aus Samen sollte man im Vergleich mit dem Züchten aus Klonen immer mit einer Verlängerung der Wachstumszeit von minimal einer Woche rechnen, gewöhnlich aber bis zu zwei Wochen. Den Pflänzchen ging es sehr gut und sie sahen zufrieden aus. Die Temperaturen bewegten sich zwischen 18,5 °C nachts und 26 °C tagsüber. Die relative Luftfeuchtigkeit schwankte zwischen 48 und 90 Prozent, der EC-Wert lag bei 1,25, der pH-Wert bei 6,37.

Wachstumsphase

Den Pflanzen ging es so gut, dass schon drei Tage nach dem Einsetzen in die AIR-POTs lieber ein Stütznetz aufgespannt wurde, damit das Wachstum der Pflanzen besser zu steuern war. Denn es konnte erwartet werden, dass sich ihr Wachstum nach dem Umschalten auf Blüte erkennbar beschleunigt, worauf bei dieser Sorte nicht nur die Jungs und Mädels von Paradise Seeds hinweisen. Die Temperaturen blieben ungefähr gleich und es wurde nur der EC-Wert auf 1,45 erhöht. Der pH-Wert wurde währenddessen auf ungefähr 6,4 gehalten.

Wenn man die Sorten variiert, ist es manchmal schwer, den richtigen Tag zum Umschalten auf die Blüte zu erraten. Einige Strains beschleunigen nämlich nach dem Umschalten ihr Wachstum rapide, sodass man plötzlich viel mit der Pflanzenpflege auf dem begrenzten Raum zu schaffen hat und sicherstellen muss, dass alle Pflanzen auch genügend Licht erhalten. Wenn man zu früh umschaltet, wird der Zuchtraum nicht hundertprozentig genutzt und dadurch die Effektivität des Züchtens verringert. Doch wie sieht es bei Wappa aus?

Erste Blütephase

Bei diesem Grow wurde erst am 33. Tag nach dem Aufkeimen beziehungsweise am 15. Tag nach dem Einsetzen in das System auf Blüte umgeschaltet. In der ersten Woche ist nichts Bemerkenswertes geschehen, den Pflanzen ging es rund um die Uhr hervorragend und sie wuchsen wie bisher. In der zweiten Woche der Blüte beschleunigten sie ihr Wachstum dann leicht und am Übergang von der zweiten zur dritten Woche ging der Wachstum dann tatsächlich sehr schnell vonstatten. Es gab viel zu tun – die schnell wachsenden Zweiglein mussten in die vorbereiteten Netze verflochten werden. Jedes dieser Zweiglein neigte sich nach dem Biegen schnell zur Entladungslampe und wuchs rasant empor. Daher wurden die aufgehängten Entladungslampen gesenkt, um die Pflanzen zur Verlangsamung ihres Wachstums zu bringen, aber es war vergeblich. Nach vier Wochen des Blühens waren die Pflanzen, deren Wachstumsgeschwindigkeit anhielt, sehr verzweigt. Daher wurden durchgehend immer mindestens die unteren, schwächeren Zweiglein abgeschnitten, um die gleichmäßige Lichtzufuhr zu den übrigen Pflanzenteilen zu sichern. So ein rapides Wachstum ist doch recht außergewöhnlich – beim Outdoor-Züchten draußen im Beet muss Wappa gigantische Ausmaße annehmen. Die ersten Anzeichen der Blüte zeigten sich 18 Tage nach der Umschaltung.

Im Hinblick auf das schnelle Wachstum der Pflanze mussten die Pflanzen mehr gegossen werden als im Fall von anderen Anbau-Versuchen mit anderen Sorten in demselben System. Vom Standpunkt der Gesundheit aus gesehen waren die Pflanzen in einer hervorragenden Verfassung. Die Düngedosierung wurde mäßig erhöht und der EC-Wert auf dem Pegel von 1,8 gehalten, während der pH-Wert am Ende der ersten Phase auf 5,9 gesenkt wurde. Die Werte schwankten selbstverständlich ein wenig und pH- und EC-Werte erhöhten sich dauernd leicht. Während der pH-Wert immer wieder auf den gewünschten Wert gesenkt wurde, wurde dem EC-Wert hingegen ein mäßiges Wachstum erlaubt, weil dieser nicht so markant war, dass er grundsätzlich problematisch geworden wäre. Durch regelmäßige Wasserspülungen mit Enzymen, die jeden Tag gewissenhaft durchgeführt wurden, wurde garantiert, dass die Schwankungen der Werte gering blieben.

Zweite Blütephase

Die zweite Blütephase bedeutet immer eine Veränderung des Düngens – der Anteil Stickstoff wird gesenkt und dafür werden weitere Anteile Phosphor und Kalium hinzugefügt. Weil Stickstoff das Hauptelement für die Bildung der grünen Masse ist, lässt sich eigentlich immer damit rechnen, dass sich das Wachstum der Pflanzen nach seiner Ausschließung verlangsamt. Wappa scheint davon allerdings irgendwie noch nichts gehört zu haben und nervte weiterhin fortwährend durch eifrigen Wachstum. Einige Zweiglein mussten eingeknickt werden, damit sie nicht zu hoch wuchsen – tatsächlich ein radikales Vorgehen, das eher nur erfahren Züchtern in Ausnahmefällen zu empfehlen ist. Die Pflanzen waren alle miteinander so verflochten, dass man nur schwer sagen konnte, welcher Zweig zu welcher Pflanze gehört. Trotzdem wurde eine relativ ausgeglichene Kultur mit gleichmäßigem Zugang zum Licht erzielt.

Auch wenn Wappa mit seinem schnellen Wachstum gelegentlich das Grower-Leben erschwerte, haben die vielen hübschen Blüten, die aus jeder Ecke der Growbox hervorlugten, große Freude gemacht. Schon drei Wochen vor der Ernte war klar, dass es viel Harz geben wird und die Erntearbeiten nicht so schwer sein würden, wie dank des schnellen Wachstums zunächst erwartet wurde. Die Pflanzen hatten zwar viele Zweige, aber sie nutzten ihre Größe vor allem zur Bildung der Blüten. Die Blätter waren fleischig und groß, was ein leichtes Abpflücken versprach.

In der zweiten Blütephase wurde die Zufuhr an Nährstoffen noch erhöht und versucht, den EC-Wert auf 2,2 zu halten. Gelegentliche Erhöhungen bis hin zum Wert von 2,5 wurden dabei nicht verhindert. Der pH-Wert wurde jedoch streng unter 6 gehalten, damit optimale Bedingungen für die Aufnahme von Phosphor geschaffen wurden. Die Pflanzen wurden jede Woche mit Wasser mit Enzymen abgespült. Falls man eine höhere Düngedosierung als empfohlen gebraucht, so wie in diesem Fall, ist das regelmäßige Abspülen sehr wichtig. In der letzten Woche wurde den Pflanzen nur noch Wasser mit dem zugefügten Präparat „Final Solution“ bei einem auf 5,8 veränderten pH-Wert gegeben. Außerdem wurden die Pflanzen in der Hoffnung, dass sich noch mehr Harz bildet, zwei Tage völlig ohne Bewässerung gelassen. Die Ernte wurde am 64. Tag seit der Umschaltung auf die Blüte vollzogen und entsprach vollkommen den Erwartungen.

Zusammenfassung

Wappa ist eine schnell wachsende Sorte, die viele Zweige und reiche Blüten bildet. Die Menge und die Anzahl der Blätter weisen auf die überwiegende Indica hin. Manche Quellen führen eine Reifungszeit von 50 bis 60 Tagen an, allerdings scheinen eher 55 bis 65 Tage hinzukommen, denn die Pflanzen sind groß und es ist nötig, auf ein gleichmäßiges Ausreifen zu warten. Beim Indoor-Anbau sind größere Blumentöpfe und weniger Pflanzen auf einer Fläche zu bevorzugen – Wappa gelingt es, den Raum restlos auszunutzen.

Diese Sorte muss auch bei Outdoor-Anbau hervorragende Ergebnisse erreichen, falls man es schafft, ihr auch während des herbstlichen Ausreifens beste Bedingungen zu gönnen. Es ist schade, dass Paradise Seeds diese Sorte nur in der feminisierten Version anbietet, weil sie ganz bestimmt hervorragende Mutterpflanzen abgeben würde.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein