Einfach erklärt: Die Gewinnung von Haschöl und potentem E-Liquid

Links ein Tropfen Haschöl, rechts eine Cannabisblüte
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Unser Do-it-yourself-Experte Chuck Lore beschreibt in dieser Ausgabe von Highway wie Haschöl und daraus dann THC-haltiges Liquid für elektrische Zigaretten, im Folgenden E-Liquid genannt, hergestellt wird. Die Herstellung ist mit etwas Arbeit verbunden, dafür ist das Ergebnis in jedem Fall zufriedenstellend und eine Bereicherung für den Konsumenten. Besonders diejenigen, die Cannabis aus medizinischen Gründen einnehmen müssen, werden sich über ein günstiges und gut dosierbares E-Liquid freuen.

Der Do-it-yourself-Experte von Highway: Chuck Lore

Grundsätzlich sind für die Herstellung von E-Liquid, je nach Extraktionsverfahren, zwei bis drei Arbeitsschritte nötig. Zuerst werden die Inhaltsstoffe der Pflanze aufgearbeitet, dann extrahiert und danach werden diese in das E-Liquid für die E-Zigarette eingebracht. Wie die meisten Freunde des Hanfs wissen, befinden sich die begehrten Cannabinoide hauptsächlich in den Trichomen (hier: Drüsenhaare der Hanfpflanze). Diese sind besonders bei der weiblichen Pflanze, und da in Blütennähe, reich an Wirkstoffen. Viele Konsumenten wünschen sich einen Extrakt dieser Harzdrüsen, auch unabhängig von der Herstellung eines E-Liquids. Die einen, um die Droge platzsparend verstecken zu können und die anderen, um die Wirkung schwachen Marihuanas zu verstärken. Das begehrte Haschöl, das genau genommen kein Öl, sondern ein Harzextrakt ist, ist einfach herzustellen. Und wenn erst einmal das Öl extrahiert ist, dann ist die Herstellung eines potenten E-Liquids kein Problem mehr.

Wie die Cannabinoide der Hanfpflanze am sinnvollsten extrahiert werden, ist umstritten. Es ist von der gewünschten Menge, den technischen Möglichkeiten und der Erfahrung des Anwenders abhängig. Im Folgenden werden drei Methoden beschrieben, zwischen denen die geeignetste gewählt werden kann. Liebhaber starker Extrakte können auf den letzten Schritt, die Herstellung eines E-Liquids, verzichten und das gewonnene Haschöl direkt verwenden.

1.) Decarboxylierung

Vorab ein wenig zu der THCA, das in dem Harz der Pflanze enthalten ist. Diese Vorstufe des THCs, das ja hauptsächlich für die Rauschwirkung verantwortlich ist, liegt im rohen Marihuana als Säure vor. THCA (Tetrahydrocannabinolsäure, die selten gebrauchte deutsche Abkürzung ist THCS) hat selbst keine psychoaktive Wirkung. Erst beim Trocknen und vor allem beim Erhitzen wird die THCA zu THC (Tetrahydrocannabinol) umgewandelt. Wenn das Hanföl nach der Extraktion und vor dem Konsum nicht erhitzt wird, ist es praktisch wirkungslos. Darum muss das Ausgangsmaterial schonend decarboxyliert werden, besonders dann, wenn das Öl als Grundlage für ein E-Liquid dienen soll. Wird das Öl später auf Tabak geträufelt oder beim Konsum anderweitig erhitzt, so wie beim Dabbing, ist der Arbeitsschritt der Decarboxylierung allerdings überflüssig.

Tests haben ergeben, dass die beste Temperatur zur Decarboxylierung von THCA bei 115° Celsius liegt. Das ist eine Temperatur, die mit jedem Backofen erreicht werden kann. Die optimale Zeit für die Umwandlung liegt bei etwa 60 Minuten und sollte 75 Minuten nicht überschreiten. Um das Marihuana zu decarboxylieren, muss lediglich der Backofen korrekt eingestellt, das Pflanzenmaterial auf einem Backblech gleichmäßig verteilt und die Zeit eingehalten werden. Auf keinen Fall darf die Temperatur mehr als 150° Celsius betragen, weil sonst das THC verdampft. Mehr braucht aber nicht beachtet zu werden. Ist das Backblech einmal im Ofen, geschieht alles Weitere ohne jedes Zutun.

2.) Extraktion

Soviel zu den Vorbereitungen, jetzt geht es an die eigentliche Extraktion. Sehr bekannt ist das Verfahren mit Butangas. Dazu wird eine Röhre mit Marihuana gefüllt und mit flüssigem Butan ausgespült. Passende Geräte finden sich unter dem Namen „Honey Bee Extraktor“ im einschlägigen Fachhandel. Das flüssige Butan wird in diesen Geräten wie beim Auffüllen eines Feuerzeuges an der einen Seite eingelassen. Beim Durchströmen löst das flüssige Gas das THC und strömt unter Druck an der anderen Seite wieder aus. In einer großen Schüssel wird das Butan gesammelt und verdampft. Zurück bleibt ein harziger Rückstand, der zäh und klumpig ist. Er enthält, je nach Qualität des Marihuanas, 40 bis 90 Prozent THC und ist entsprechend potent.

Lebensgefahr! Bitte nicht nachmachen!

Der Nachteil dieser Methode ist die extreme Feuergefahr. Mancher Hobbyhersteller kann über schmerzhafte Brandwunden und zerstörte Werkstätten berichten. Dazu kommt die Gefahr durch Verunreinigungen im Butan. Handelsübliches Gas wird dazu hergestellt, um in Feuerzeugen oder Gasbrennern verbrannt zu werden. Das Gas ist also nicht rein und enthält etliche Stoffe, die sich erst bei großer Hitze zersetzen. Und diese unerwünschten Stoffe finden sich nach der Extraktion im Öl, wo sie so lange bleiben, bis dieses genossen wird. Es muss also nicht die Droge selbst schuld sein, wenn dem Konsumenten nach dem Genuss speiübel wird. Wer dennoch auf diese Weise extrahieren möchte, der sollte in jedem Fall das Öl abschließend mittels Unterdruck reinigen. Das ist zwar aufwendig, aber steigert die Qualität deutlich. Wenn keine solche Reinigung möglich ist, sollte das Harz in der Auffangschale lange ausgasen und nicht zu früh ausgeschabt werden.

Die Extraktion mittels Alkohol (gemeint ist hier und in Folge stets Ethylalkohol!) ist für die Herstellung moderater Mengen besser geeignet. Dazu benötigt man Alkohol in hoher Konzentration. Optimal ist Alkohol mit 90% Volumenprozenten, funktionieren wird es bereits ab 40% Volumenprozenten, die Konzentration von gängigem Wodka oder Weizenkorn reicht aus. Allerdings ein Wermutstropfen vorab: Das Haschöl, das mit dieser Methode gewonnen wird, ist mit Chlorophyll und anderen Stoffen kontaminiert. Für die Herstellung geringer Mengen wird daher auf die Direktharzmethode weiter unten verwiesen.

Das Pflanzenmaterial wird grob zerkleinert, in ein Marmeladenglas gegeben und mit Alkohol aus dem Eisfach übergossen. Danach wird das Glas in das Gefrierfach gestellt und zwei Mal täglich geschüttelt. Die Kälte ist bedeutsam, weil sonst zu viel Chlorophyll gelöst wird, was die Weiterverarbeitung zu E-Liquid erschwert. Nach spätestens fünf Tagen sind alle wesentlichen Inhaltsstoffe im Alkohol gelöst und die Flüssigkeit kann abgegossen werden. Wichtig ist, dass wirklich alle Pflanzenteile zurückbleiben und die Flüssigkeit klar bleibt. Die Filtration mit einem haushaltsüblichen Kaffeefilter wird empfohlen. Ein besonderer Vorteil dieses Verfahrens ist, dass der Alkoholextrakt ohne Weiterverarbeitung konsumiert werden kann. In Flaschen aus dunklem Glas abgefüllt, hält sich das THC etliche Monate. Nur wenige Tropfen, die unter die Zunge geträufelt werden, entfalten ihre Wirkung nach rund 15 Minuten. Menschen, die Hanf aus medizinischen Gründen einnehmen müssen, haben mit dieser Tinktur ein naturnahes, leicht zu dosierendes Heilmittel. Natürlich kann das Elixier weiter eingedickt werden, um so das reine Öl zu erhalten. Doch Vorsicht, Alkohol ist brennbar und bildet mit der Luft ein explosionsfähiges Gemisch! Darum nicht auf offener Flamme erhitzen, sondern lieber am warmen Platz offen stehen lassen. Wenn der Alkohol samt Wasser verdunstet ist, bleibt das reine Öl zurück und kann wie gewünscht weiterverwendet werden.

Das dritte Verfahren, die Direktharzmethode, eignet sich am ehesten für den Hausgebrauch. Sie ist einfach durchzuführen und sogar auf die vorhergehende Decarboxylierung kann verzichtet werden, weil dies durch die Hitze bei der Extraktion geschieht. Neben dem Pflanzenmaterial wird noch ein Bügeleisen und Backpapier benötigt. Das Backpapier darf nicht gewachst sein! Falls doch, vermischt sich das Wachs des Papiers mit dem Öl und macht es so ungenießbar.

Um das Öl zu gewinnen, wird das Bügeleisen auf 180 °C eingestellt. Das Backpapier wird gefaltet und das Pflanzenmaterial in kleinen Haufen dort eingelegt, wo das Papier die Faltnaht hat. Alle drei Zentimeter sollte so ein kleiner Knubbel zu liegen kommen. Nun wird die Spitze des Eisens für drei Sekunden mit Druck auf die Faltnaht so aufgesetzt, dass einer der Abschnitte mit dem Pflanzenmaterial heiß wird. Die Cannabinoide verdampfen und kondensieren sofort wieder auf dem kalten Papier neben der Bügeleisenspitze. Dieses Harz wird später mit einem kleinen Schaber abgekratzt und gesammelt.

Der Nachteil der Methode ist die geringe Effizienz. Es werden nicht alle Inhaltsstoffe entzogen, dafür hat das übrig bleibende Marihuana aber immer noch eine gewisse Potenz. Für geringe Mengen ist diese Art der Extraktion die Methode der ersten Wahl.

3.) E-Liquid

Nun ist der Weg zur Herstellung eines THC-haltigen E-Liquids bereits mehr als halb gegangen. Was noch fehlt, ist die Überführung der Cannabinoide in die Flüssigkeit, die in der elektrischen Zigarette verdampft. Auch hier gibt es grundsätzlich mehrere Möglichkeiten. Die einfachste ist, das zähe Öl mit hochprozentigem Alkohol wieder zu verflüssigen. Es sollte eine weiche, samtige Konsistenz angestrebt werden, die sich gut verrühren lässt. Übrigens, im fertigen E-Liquid darf sich nicht mehr als zehn Prozent Alkohol befinden, sonst kratzt der Dampf zu sehr im Hals. Anfängern wird empfohlen, im Fachhandel ein Liquid nach Geschmack zu kaufen und das mit Alkohol verdünnte Haschöl mit dieser Flüssigkeit zu vermischen. Frische Aromen, ohne Nikotin, sind besonders geeignet. Fortgeschrittene nehmen anstelle eines fertigen Liquids Propylenglykol oder vegetarisches Glyzerin bzw. eine Mischung aus beiden Flüssigkeiten. Im Fachhandel finden sich Sets, um solche Flüssigkeiten nach Geschmack selbst herzustellen. Auf einen Milliliter verdünntes Haschöl kommt die dreifache Menge an Liquid bzw. Propylenglykol/Glyzerin.

Nachdem beide Flüssigkeiten gut miteinander verrührt wurden, muss noch der Alkohol aus dem E-Liquid herausgelöst werden. Dazu wird das Gemisch einfach einen halben Tag lang an einem warmen Platz stehen gelassen. Am Ende aller Mühen erhält der versierte Anwender ein hochwertiges E-Liquid für die elektrische Zigarette. Dieses E-Liquid kann unauffällig und geruchsarm konsumiert werden, zeichnet sich durch seine gute Dosierbarkeit aus und entschädigt für alle Mühen der Herstellung.

4.) Zusammenfassung

1.) Pflanzenmaterial bereitstellen. Ein Gramm Marihuana ergibt etwa vier Milliliter E-Liquid.

2.) Pflanzenteile gegebenenfalls decarboxylieren.

3.) Wirkstoffe mit der Methode nach Wahl extrahieren und vollständig eindicken. Das Haschöl ist nun fertig.

4.) Extrakt mit ein wenig Alkohol, möglichst hochprozentig, erneut verflüssigen.

5.) Ein Teil verdünntes Öl mit drei Teilen Liquid, Propylenglykol oder vegetarischem Glyzerin bzw. einem Gemisch dieser Stoffe vermischen.

6.) Das Gemisch ausdampfen lassen, weil Alkohol das E-Liquid ungenießbar macht.

7.) In dunklen, luftdichten Pipettenfläschchen lagern, damit das THC nicht zu schnell zu CBN (Cannabinol) zerfällt.

5.) Hinweise

Der Umgang mit Haschöl ist eine klebrige und schmutzige Angelegenheit. Darum empfiehlt es sich, eine Metallschale mit Alkohol zur Reinigung von Geräten und Fingerspitzen bereitzuhalten. Am Ende der Arbeit wird die Schale an einen warmen Platz gestellt, in der sich nach dem Verdunsten des Alkohols eine kleine Menge zusätzliches Öl befindet. Wegen der hohen Potenz des Haschöls lohnt sich der Aufwand tatsächlich.

Noch ein Hinweis für die Konsumenten, die das Öl pur genießen wollen: Haschöl, egal wie es hergestellt wurde, ist extrem reich an Cannabinoiden. Es sollte von unerfahrenen Konsumenten in höchstem Maße vorsichtig eingenommen werden. Selbst in den Niederlanden wird das Öl als harte Droge eingestuft und ist in Coffeeshops nicht erhältlich. Weil die Wirkung von THC zeitverzögert einsetzt, ist die Gefahr einer Überdosierung groß. Ein rund sechstündiger Tiefenrausch mit Herzklopfen, Panikattacken und Schwindelanfällen ist die direkte Folge eines unvorsichtigen Konsums. Darum sollte dieses Öl, wie Drogen generell, verantwortungsvoll eingenommen werden. Sinnvoll ist es, dass der Konsument sich mit zeitversetzter Einnahme kleiner Mengen an die gewünschte Wirkung herantastet.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich in Highway 04/2016

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