Cannabis – Outdoor-Guerilla-Growing: Die Spotsuche

Eine versteckte Cannabisanpflanzung im Wald aus der Vogelperspektive
Highway / pexels.com

Die Outdoor-Growing-Saison klopft in Mitteleuropa bereits an die Tür. Guerilla-Grower (und solche, die es werden wollen) sollten spätestens jetzt mit der Grow-Spot-Suche anfangen. Doch was macht einen guten Platz für einen Guerilla-Anbau aus? Unser Grow-Experte Junior Gong hat sich ausführlich Gedanken zu dieser Thematik gemacht und teilt sie im Folgenden mit der Leserschaft.

Als Guerilla-Grow bezeichnet man eine Art des Outdoor-Growings, bei der man im Optimalfall nicht nur einen, sondern gleich mehrere Growplätze sucht, vorbereitet und anschließend mehrere Pflanzen auf diese Grow-Spots verteilt. Doch bevor es mit dem Guerilla-Grow losgeht, sollte man als Grower rechtzeitig mit den Vorbereitungen anfangen, um am Ende nicht hetzen zu müssen. Die Vorbereitung kann hier grob in vier Punkte unterteilt werden: Punkt eins ist das Finden von passenden Grow-Spots, an denen man später seine Pflanzen aussetzen möchte. Punkt zwei ist die Bestimmung des optimalen Zeitpunkts zum Aussetzen, sodass noch genug Zeit für den Einkauf von Cannabissamen und des ganzen Equipments sowie die Vorzucht bleibt. Denn Punkt drei ist das Aussuchen und Bestellen von Cannabissamen, die zu den gewünschten Spots und dem gewünschten Aussaat-Zeitpunkt passen. Punkt vier ist das Kaufen von benötigtem Equipment und Werkzeug.

Der erste Punkt – die Suche nach dem oder den passenden Grow-Spots – ist oft der langwierigste Teil der gesamten Vorbereitung. Es ist zwar der aufwendigste Punkt, aber auch der größte Erfolgsfaktor für einen ertragreichen und sicheren Guerilla-Grow. Es sind eine Menge Faktoren, die bei der Auswahl eine Rolle spielen: Zunächst sollte man wissen, dass es nicht DEN perfekten Grow-Spot gibt. Alle Spots haben ihre Vor- und Nachteile, die beachtet werden müssen. Welche Spots am Ende die passenden sind, hängt auch oft von der persönlichen Situation des Growers ab. Steht ein Auto zur Verfügung? Dann kann man auch weiter entfernte Spots in Betracht ziehen. Gleichzeitig muss man aber auch bedenken, dass die Nummernschilder mit dem Besitzer in Verbindung gebracht werden. Wenn man beispielsweise einen Hund hat, hat man auch stets eine Ausrede, falls ein Förster nachfragt, warum man denn mitten im Wald sein Auto abstellt. Im Idealfall beginnt die Spot-Suche für das darauffolgende Jahr bereits zwischen Ende September und Mitte Oktober. Zu dieser Zeit ist noch genügend Sonne da, um die Licht-Situation zu beurteilen. Auch sind Sträucher und Gestrüpp voll ausgewachsen. So kann man sehen, ob sie ausreichend Sichtschutz bieten. Aber auch kurz vor dem Start des Guerilla-Grows ist es noch gut möglich, einen passenden Spot zu finden. Nur dann muss man sich darüber klar sein, dass manche Büsche noch nicht ausgewachsen sind und auch dass viele Unkraut-Pflanzen sich noch nicht dort befinden, wo sie später sprießen werden. Die wohl wichtigste Bedingung für einen Grow-Spot ist, dass er zum Süden – oder noch besser Süd-Osten – hin offen sein sollte. Sonnenlicht aus Süd-Osten hat den Vorteil, dass die Morgensonne das Wachstum der Pflanzen schon früh am Morgen anregt.

Als Guerilla-Grower sollte man einkalkulieren, dass im Schnitt einer von vier Spots pro Jahr entdeckt wird. Das passiert sogar Outdoor-Growern mit jahrelanger Erfahrung. Genau voraussagen lässt sich das nicht, denn meist ist es purer Zufall, dass ein Förster oder ein Wanderer auf Abwegen eine Pflanze entdeckt. Diesen Verlust sollte man als Grower einfach hinnehmen und von vornherein einkalkulieren. Vor dem Auskundschaften sollte man wissen, dass bestimmte Areale und Grundstücke absolut tabu sein sollten. Dazu gehören Militär-Übungsgelände, Spots im Fünf-Kilometer-Sichtradius von Jäger-Hochsitzen sowie Spots unmittelbar neben Straßen-Schildern, Zäunen, Zaunpfählen, Stellplätzen, Markierungen, Schlagbäumen. Auch sind Spots tabu, an denen schon einmal Cannabispflanzen gestohlen oder durch Dritte gefunden wurden. Solche Spots sind für mindestens fünf Jahre „verbrannt“ und man sollte einen großen Bogen um sie machen.

Mit Einschränkungen geeignet sind Landschafts- und Vogelschutzgebiete. Hier sollten sich Grower informieren, wie oft und zu welchen Zeiten dort Jäger, Förster, Kontrolleure und so weiter verkehren oder ob eventuell der Zugang gänzlich untersagt ist. Auch sollte man beachten, dass Flächen in öffentlichem Besitz stets besser geeignet sind als Privatgelände. Kommunen-Flächen werden in der Regel seltener besucht, wobei es hier durchaus Ausnahmen gibt. Am Ende sollte man sich also informieren, auf was für einer Fläche der potentielle Spot liegt und was die Verwaltung in den nächsten zwölf Monaten dort vor hat. Oft sind solche Informationen den Bürgern öffentlich zugänglich.

Am besten geeignete Bereiche sind beispielsweise Waldränder. Dort finden sich oft Lichtungen, die genug Licht bieten, geeigneten Boden haben sowie mit Gestrüpp zugewachsen sind und dadurch Sichtschutz bieten. Auch sind Spots in Gewässernähe von Vorteil. Dort ist der Boden oft sehr stickstoffreich und es ist genügend Wasser in der Nähe. Man sollte jedoch darauf achten, dass keine Staunässe im Boden vorhanden ist (dazu später mehr). Auch gut geeignet sind sogenannte Ausgleichsflächen. Sie werden von Kommunen als „Ausgleich“ zu Gewerbe- und Wohngebieten angelegt. Sie werden nur in den ersten ein bis zwei Jahren gepflegt und danach der Natur überlassen. Pläne samt Skizzen für Ausgleichsflächen werden oft auf den Webseiten der Kommunen veröffentlicht. Um sich viel Arbeit zu sparen, kann man vor der ersten Tour online mittels Satelliten-Bildern schauen, welche zum Süden/Südosten hin offenen Bereiche in Frage kommen, und dort nach potentiellen Spots suchen.

Die Suche nach passenden Grow-Spots lässt sich am besten in zwei Schritte einteilen. In Schritt eins geht es zuerst um Sicherheit. Dafür werden die Areale von potentiellen Spots zunächst online erkundet und danach vor Ort festgestellt, was für Objekte und Faktoren in unmittelbarer Nähe sind. Sind Hochsitze in Sichtweite? Finden dort regelmäßige Feste oder Ausflüge statt? Ist der Spot von außen einsehbar? Im zweiten Schritt werden die als ausreichend sicher eingestuften Spots auf ihre Grow-Tauglichkeit hin überprüft. Stimmt der Boden? Ist genug Licht vorhanden? Ist Wasser in der Nähe?

Ein sicherer Spot sollte möglichst zugewachsen und nicht von außen einsehbar sein. Je dichter und unzugänglicher der Wuchs, desto besser. Zu achten ist zum Beispiel auf hohe Brennnesseln, Drüsiges Springkraut, Brombeeren, Ginster, Gebüsch und sonstiges Gestrüpp. Der Zugang zum Spot sollte so aussehen, dass keine normale Menschenseele auf den Gedanken kommen würde, sich grundlos hindurch zu kämpfen. Zu beachten ist, dass manches Gewächs schon früh im Herbst einzieht und dann keinen Sichtschutz mehr bietet, so etwa das Drüsige Springkraut. Zur Not kann man nachhelfen und höher wachsende Pflanzenarten wie etwa Weide, Knöterich, Hopfen, wilden Wein und so weiter einsetzen. Auch sollten mindestens 30 Meter Abstand zu Gehwegen, Häusern und ähnlichen Objekten vorhanden sein. Dadurch wird vermieden, dass beispielsweise Spaziergänger mit Hunden zufällig auf die Pflanzen stoßen, während sie nach ihrem ausgebüchsten Hund suchen. Ebenfalls wird so verhindert, dass die Pflanzen, die in der Blüte stark riechen werden, von einem vorbeigehenden Spaziergänger oder einem Nachbarn erschnüffelt wird. Je nach Beschaffenheit des Areals ist vielleicht sogar noch mehr Sicherheitsabstand nötig.

Auf keinen Fall dürfen aktive Hochsitze oder sonstige höher gelegenen Plattformen in Sichtweite des Grow-Spots sein. Dazu gehören auch Brücken, Gebäude, Antennen-Masten, Aussichtsplattformen und Ähnliches. Man sollte bei Hochsitzen überprüfen, ob sie noch benutzt werden – hier ist ein Fernglas hilfreich. Man kann aber auch den Hochsitz von Nahem überprüfen. Ist der Hochsitz beispielsweise total morsch und ungepflegt, wird er wohl nicht in Benutzung sein. Es ist zu beachten, dass Jäger von Hochsitzen aus bis zu fünf Kilometer weit sehen können. Und sie kennen ihren Wald wie die eigene Westentasche. Schon ein fehlender Baum oder Gebüsch wird ihnen auffallen. Auch sollten die den Grow-Spot umgebenden Pflanzen ähnlich grün sein wie die Cannabispflanze. Zur Not kann man auch selbst schnell wachsende Pflanzen und Sträucher um den Spot herum einsetzen. Es eignen sich etwa wilder Wein, Weide, Knöterich oder Hopfen.

Hat man nun eine potentielle Lichtung oder Aue entdeckt, kann man sie nun in Schritt zwei näher überprüfen: ob genug Licht vorhanden ist, ob der Boden geeignet ist und ob der Spot tatsächlich so diskret ist, wie er scheint. Für den Anbau von Cannabis ist ein Boden geeignet, der eine eher dunklere Farbe hat und bestenfalls auch keine Probleme beim Graben der Löcher bringen sollte. Wenn man also mit der Hand relativ leicht ein Loch buddeln könnte, ist das schon mal ein gutes Zeichen. Perfekt ist ein lehmiger Boden aus circa 40 Prozent Sand, 20 Prozent Schlamm und 20 Prozent Ton. Ist der Boden zu nass (zu viel Schlamm oder Ton) oder zu trocken (zu viel Sand), kann man eventuell Erde untermischen. Wenn man eine gute Transportmöglichkeit hat, kann man auch schlechten Boden in Kauf nehmen und mit eigener Blumenerde ersetzen.

Die Qualität des Bodens wird auch durch sogenannte Zeigerpflanzen klar, die auf stickstoffreiche Erde hinweisen. Dazu gehören Große Brennnesseln, Drüsiges Springkraut, Weißer Gänsefuß, Kletten-Labkraut, Melde, Vogelmiere, Scharfer Hahnenfuß, Schwarzer Holunder und Gewöhnlicher Löwenzahn. Nicht geeignet sind hingegen Böden, wo Nadelbäume wie Fichten oder Tannen wachsen. Sie sind ein Hinweis auf sauren Boden, der für Cannabis nicht geeignet ist. Generell sollte man Nadelwälder meiden. Stellen mit Schilfgras oder anderen Sumpfpflanzen weisen auf Staunässe hin und sollten ebenfalls gemieden werden. Oft finden sich schon ein paar Meter weiter trockenere Stellen oder Anhöhen. Bei Unsicherheit kann man ein Test-Loch graben und am nächsten Tag überprüfen, ob es mit Wasser vollgelaufen ist – das ist ein eindeutiges Anzeichen für Staunässe. Weiterhin sollte die Süd/Südost-Lage nicht zu steil sein. Wenn eine Böschung zu steil ist, läuft alles Wasser nach unten. An solchen Stellen können nur Pflanzen mit niedrigem Wasserbedarf überleben.

Je nach der Situation des Growers und des Spots muss man sich Gedanken zur Wasserversorgung machen. Ist ein See oder Fluss in der Nähe, entfällt das Schleppen von Gießwasser von Zuhause. Gerade wenn eigene Blumenerde angesetzt werden muss, kann die Schlepperei sehr anstrengend werden. In Gewässernähe gilt auch noch einmal besondere Vorsicht, da einige Spots in der Hand von Anglervereinen sein könnten. Sie werden von den Vereinen regelmäßig gepflegt, die dort sogar öfter Wasserproben entnehmen. In Gegenden, wo häufig illegal geangelt wird, finden auch schonmal mehrmals die Woche Kontrollgänge statt. Man sollte sich also informieren, ob und wo sich der Angelverein um einen See herum trifft und was für Aktivitäten dort regelmäßig stattfinden. In Sachen Sonnenlicht muss ein Grow-Spot einen Kompromiss zwischen Sichtschutz und Lichtzugang bieten. Das absolute Minimum sind sechs Sonnenstunden pro Tag. Noch besser sind acht Stunden oder alles darüber hinaus. Hier gilt es, auf die Höhe der umliegenden Gewächse zu achten. Meist sind es größere Bäume, die Schatten erzeugen und dadurch den Pflanzen dahinter das Sonnenlicht „klauen“.

Hat man einmal einen ausreichend sicheren und gleichzeitig hinsichtlich Boden und Licht geeigneten Spot gefunden, kann man mit den Vorbereitungen für den Guerilla-Grow beginnen und sich auf eine fette Ernte freuen!

Dieser Beitrag erschien ursprünglich in Highway 03/2017

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