So gelingt die perfekte Cannabis-Ernte

Zum Trocknen aufgehängte Cannabiszweige
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Die Ernte der Cannabispflanze ist der spannendste Teil eines jeden Grows. Nach all den Wochen mühsamer Arbeit und Pflege bei der Aufzucht der Pflanzen kann endlich Hand angelegt und geerntet werden, sobald die Pflanzen ihren Zenit erreicht haben. Es ist nachvollziehbar, dass dieser aufregende Moment einige Grower, allen voran Anfänger, nervös machen kann. Schließlich will jeder alles richtig machen, um am Ende nicht enttäuscht zu werden. Doch wann ist der perfekte Erntezeitpunkt? Wie wird die Ernte eingeleitet? Sollte man noch düngen? Das sind nur einige der typischen Fragen, die Growern im Kopf rumschwirren.

Die meisten Fragen zur Ernte drehen sich um den perfekten Erntezeitpunkt. Als Eigenversorger hat der Grower den großen Vorteil, dass er der Pflanze genug Zeit geben kann heranzureifen, was beim Gras aus den Coffeeshops (und erst recht von der Straße) nur selten der Fall ist. Ein typischer Anfängerfehler ist eine zu frühe Ernte der Pflanzen. Ist der Grower ungeduldig und erntet zu früh, ist die Konzentration von THC und Terpenen (das sind die Geschmacksstoffe in der Pflanze) in den Buds noch niedrig. Die Folge: Der Geschmack erinnert an Gras oder Heu und es kommt nur zu wenigen oder gar keinen psychoaktiven Effekten. Teilweise sind auch die Angaben der Seedbanks zur Dauer der Blütephase der einzelnen Strains zu niedrig angesetzt, um die Grower zum schnelleren Nachkauf zu animieren.

Der besten Indikatoren für den richtigen Zeitpunkt der Ernte sind die Trichome an der Pflanze. Trichome sind die kleinen Harzdrüsen an den Buds und an den Blättern der Pflanze. Dort werden die Cannabiniode gebildet, darunter auch THC und CBD. Wann die Pflanze erntereif ist, kann der Grower bestimmen, indem er die Entwicklung der Trichome mit einem Taschenmikroskop beobachtet. Sie verfärben sich zum Ende der Blütephase von milchig-weiß zu bernsteinfarben-braun.

Dazu sei gesagt: Es gibt nicht den perfekten Erntezeitpunkt. Wann man genau erntet, hängt auch von den persönlichen Vorlieben ab. Je nach Fortschritt der THC-Bildung zum Ende der Blütephase werden Pflanzen nach der Ernte beim Rauchen unterschiedlich wirken:

Durchsichtige Trichome: Die Pflanze ist noch nicht erntereif. Das psychoaktive THC ist noch kaum ausgebildet.

Milchige Trichome: Die THC-Konzentration ist nun am höchsten. Der Grower kann bei der Ernte tendenziell Gras mit einem kopflastigen psychoaktiven High erwarten.

Bernsteinfarbene Trichome: THC wird in CBN umgewandelt. Der Grower erhält bei einer Ernte Gras mit einem tendenziell eher körperlastigen und beruhigenden High.

Graue/verwelkte Trichome: Die Pflanze stirbt langsam und Cannabinoide werden abgebaut. Psychoaktive Effekte sind nun wieder minimal und der perfekte Erntezeitpunkt ist vorbei.

Die meisten Grower bevorzugen in etwa eine 50/50-Mischung aus bernsteinfarbenen und milchigen Trichomen als Erntezeitpunkt. Als Anfänger macht es Sinn, die eigenen Vorliebe herauszufinden, indem einzelne Buds zu verschiedenen Zeitpunkten abgetrennt und gekostet werden.

Sobald man sich einmal grundsätzlich für einen optimal zu einem passenden Erntezeitpunkt entschieden hat, steht man vor einer weiteren Herausforderung. Und zwar muss die Ernte zwingend mindestens zehn Tage vor dem eigentlichen Schnitt eingeleitet und daher die Entwicklung der Trichome für diesen Zeitraum abgeschätzt werden. Da kommt es auf einen grünen Daumen und auch etwas Erfahrung an.

Die Trichome sollten täglich mit einem Taschenmikroskop kontrolliert werden. Damit sollte etwa sechs bis acht Wochen nach Einleitung der Blütephase begonnen werden. Pro Pflanze sollten nicht nur einer, sondern zwei oder drei Buds begutachtet werden, um ein genaues Bild zu bekommen. Von nun an sollten die Trichome und der Farbverlauf dieser täglich überprüft werden. Sobald das gewünschte Ergebnis noch in etwa zehn Tagen Entfernung liegt, kann dann die Ernte eingeleitet werden.

Zur Einleitung der Ernte wird die Pflanze zehn Tage vor dieser „gespült“ und bekommt von nun an keinen Dünger mehr. Zum „Spülen“ nimmt man das Dreifache des Topfvolumens an pH-neutralem Leitungs- oder noch besser Regenwasser und gießt damit die Erde einmal kräftig durch. Von diesem Zeitpunkt an wird die Pflanze dann nur noch mit reinem und pH-neutralem Leitungs- oder Regenwasser gegossen. Dadurch werden alle Düngerreste entfernt, die beim späteren Rauchen nicht nur den Geschmack vermiesen, sondern auch schädlich sein können.

In den letzten 48 Stunden vor der Ernte bekommt die Pflanze dann kein Wasser und kein Licht mehr. Das fehlende Wasser erleichtert später das Trocknen der Buds und senkt die Schimmelgefahr erheblich. Und die Dunkelphase setzt laut Erfahrungen einiger Grower die Pflanze einer Art Stress aus, wodurch die Bud-Produktion angeregt werden soll. Auch wenn es keine stichfesten Beweise für diese Behauptung gibt, kann es jedoch nicht schaden, sich an diese Herangehensweise zu halten.

Nach zehn Tagen ohne Düngung (inklusive den zwei Tagen Wasser- und Lichtentzug) kann endlich an den Pflänzchen der Schnitt angesetzt und geerntet werden. Dazu werden die Triebe mit den Buds abgeschnitten, in mehrere Zweige zerteilt, „manikürt“ und in der Growbox oder in einer separaten Trockenbox zum Trocknen aufgehangen.

Bevor mit der Ernte angefangen wird, sollten einige wichtige Sachen bedacht werden:

  • Bei der Ernte werden die Pflanzen ordentlich Geruch verbreiten! Der Grower sollte deshalb sicherstellen, dass er bei der Ernte für die nächsten Stunden nicht gestört wirst. Zudem sollte beachtet werden, dass keine Gerüche in Areale dringen, wo sie ungewollte Aufmerksamkeit erzeugen könnten (Hausflur o. Ä.).
  • Je nach Anzahl und Größe der Pflanzen kann die Ernte einige Stunden Zeit in Anspruch nehmen. Das Ziel sollte nicht sein, besonders schnell fertig zu werden, sondern sich die Zeit zu nehmen und sorgfältig zu maniküren. So werden auch versehentliche Beschädigungen an den Blüten vermieden.
  • Während der Ernte sollte stets nur eine Pflanze gleichzeitig bearbeitet werden. Alle restlichen Pflanzen sind entweder noch im Kübel in der Growbox (wo der Lüfter weiterhin läuft!) oder bereits abgeschnitten und in der Grow- oder Trockenbox aufgehängt.
  • Alle Werkzeuge und Arbeitsflächen sollten vor der Ernte desinfiziert werden und während der gesamten Prozedur sollten ungepuderte(!) Latexhandschuhe getragen werden. Damit wird verhindert, dass Keime oder Schmutzpartikel an die Blüten gelangen, die den Geschmack und die Qualität vermindern können.

Zur Ernte wird folgendes Werkzeug benötigt:

  • Im Idealfall vier Erntescheren: Rosenschere für dicke Äste und Stämme, lange Schere (typische Büro-Schere) fürs Blattwerk, Ernteschere (für kleine und dünne Äste) und eine Nagelschere für schwer zugängliche Stellen
  • Eine Schüssel für Schnittreste, die später zu Hasch verarbeitet werden

Vorgehen bei der Ernte:

  1. Die größeren Seitentriebe werden mit der Rosenschere abgeschnitten (optimalerweise noch während die Pflanze im Topf und in der Growbox ist).
  2. Der Hauptstamm wird in etwa unterarmlange Teile zerteilt, die alle vorsichtig auf die Arbeitsoberfläche gelegt werden.
  3. Mit einer langen Schere werden alle größeren Blätter (Fächerblätter) abgeschnitten. Diese können für gewöhnlich nicht weiterverwertet werden, da sie bloß einen nicht nennenswerten Prozentsatz an THC enthalten.
  4. Als nächstes werden alle kleinen Blätter weiter oben am Stamm abgeschnitten. Diese kommen in die Schüssel für die Weiterverarbeitung zu Hasch.
  5. Als letztes werden mit einer Nagelschere alle Blätter an und zwischen den Blüten abgeschnitten. Diese Blätter haben viele Trichome, also auch hier auf gar keinen Fall wegwerfen, sondern in die Schüssel damit. Bei diesem Schritt muss besonders aufgepasst werden, dass die Blüten nicht verletzt oder, noch schlimmer, versehentlich zerschnitten werden!
  6. Falls die Buds einzeln in einem Trockennetz getrocknet werden sollen, müssen sie spätestens an dieser Stelle von den Ästen abgetrennt werden. Anderenfalls können die Äste so gelassen und im nächsten Schritt zum Trocknen aufgehangen werden. Die Entscheidung, ob die Buds am besten einzeln in einem Trockennetz getrocknet oder die Äste im Ganzen aufgehängt werden, hängt letztlich auch vom Setup und den Dimensionen der manikürten Äste ab.

Ein Beitrag aus Highway 02/2016

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